Ausschreibung „Im Jahr 2471“
Diese Ausschreibung ist kein Wettbewerb, sondern eine Einladung! Sie richtet sich an alle, die Lust haben, mit uns eine Anthologie zu folgendem Prompt zu gestalten:
“Hallo.
Ich bin ß2347n0#%#hd§p6smy+sam.
Angeblich hatte man Kindern früher bei der Geburt einen Namen gegeben anstelle ihrer ID. Man hatte von Namen auf Familien schließen können, sogar Jahrhunderte zurück. Das sei, so wird behauptet, noch lange nach der Entdeckung der menschlichen DNA die gängige Methode gewesen.
Ich hatte meinen Namen schon häufiger geändert. Im Moment hieß ich Yen. Meine Mutter nannte mich weiterhin Jussi. Das war mein erster Name, den ich sehr lange getragen hatte.
Die ID war nach dem großen Bruch eingeführt worden. Damals hatte erstmals eine AI unsere Regierung gestellt und das Land ins Chaos gestürzt. Doch sie lernte daraus. Nach langem Drängen ihrer Anhänger war schließlich die Trennung von Staat und Person eingeführt worden.
Für den Staat war ich also ß2347n0#%#hd§p6smy+sam.
Es interessierte ihn nicht, dass ich ebenso Yen, und irgendwie auch immer noch Jussi war.
Warum erzähle ich davon?
Am 15. März 2471 wurden sämtliche ID-Daten zerstört. Man hatte uns wieder und wieder versichert, dass dies nicht geschehen könnte.
Von heute auf morgen existierte niemand mehr. Und doch waren wir alle noch hier.”
Liebe Interessierte!
Der oben stehende Text soll in eine Anthologie einleiten, der es noch an Inhalt fehlt. Gesucht werden Textbeiträge (z. B. Kurzgeschichten, Gedichte, Briefe, Tagebucheinträge, experimentelle Formate) sowie Grafiken, die in schwarzweiß und im Taschenbuchformat druckbar sind.
Die Stimmung der Beiträge ist nicht vorgegeben. Wollt ihr Solar- und Hopepunk schreiben? Oder eine düstere Dystopie? Slice of Life über einen Tag im Supermarkt?
Es darf in alle Richtungen gehen! Unser Ziel ist, die Beiträge für die Anthologie anschließend so zusammenzustellen, dass die unterschiedlichen Geschichten gut zur Geltung kommen und Lesende sich gut zurechtfinden.
Weltenbau:
Ihr dürft euch austoben! Es ist 2471 auf der Erde, eine künstliche Intelligenz in irgendeinem Land ist oder war an der Regierung. Mehr Eckpunkte gibt es nicht. Was “Staat” in dieser Zukunftswelt bedeutet ist genauso undefiniert wie die Frage, wo Yen eigentlich lebt, welche anderen Staaten oder Länder es überhaupt noch gibt, ob der Mars bewohnt ist und welche Konflikte gerade in der Welt vorherrschen. Gern könnt ihr aktuelle Thematiken wie die (bewältigte? andauernde?) Klimakrise aufgreifen. Müsst ihr aber nicht. Als Zeitpunkt könnt ihr sowohl den Tag des Datenverschwindens wählen, aber ebenso kurz davor oder etwas später.
Genre:
SciFi bietet sich an, aber ihr könnt auch andere Genres und Genremixe schreiben. Wenn es Horror, Gore oder pornografische Inhalte enthält, freuen wir uns über eine kleine Warnung vor dem Text.
Deadline:
Wir haben keine harte Deadline, nach der wir Beiträge nicht mehr akzeptieren. Gegenwärtig ist für uns überhaupt nicht abzusehen, wie viele Leute Lust haben, mitzumachen. Aber da Deadlines für viele Schreibende ein notwendiges Motivationselixir sind und wir selbst eine gewisse Planung brauchen: Im November machen wir uns daran, über die finale Form der Anthologie nachzudenken und die Textarbeit zu intensivieren. Was bis Ende Oktober eingereicht wird, wird bei diesen Überlegungen berücksichtigt. Falls uns so viele Beiträge erreichen, dass wir sie unmöglich alle lesen können, werden wir an dieser Stelle auslosen, welche wir lesen. (Vielleicht fällt uns dann auch eine bessere Lösung ein, z. B. noch Leute mit ins Team zu holen oder ähnliches. Aber wir achten auf unsere eigenen Löffel und möchten daher nichts versprechen, was wir nicht halten können.)
Was erst nach dem 31. Oktober bei uns eintrudelt, wird nicht kategorisch abgelehnt, aber wir geben dann dem laufenden Prozess Vorrang und fangen nicht immer wieder neu mit nachdenken an.
Und ihr dürft sehr, sehr gerne vor Oktober einreichen, damit wir schonmal was zu lesen haben.
Hier die etwas idealistischen Rahmenbedingungen:
Es sind alle willkommen, die freundlich mit den anderen Beteiligten umgehen.
Der gemeinsame Arbeitsprozess soll möglichst verletzungsfrei und in Bezug auf Machtdynamiken reflektiert ablaufen. Wie wir uns Reflektion und Awarenessarbeit vorstellen, erfahrt ihr hier.
Niemand bestimmt, was "Qualität" bedeutet.
Die entstehende Anthologie soll Marginalisierten nicht schaden.
Das eBook wird kostenfrei veröffentlicht. Die Veröffentlichung geschieht unter einer möglichst freien Creative Commons Lizens. Wir werden noch genauer herausfinden, welche wir in diesem Kontext auswählen können.
Mitwirken könnt ihr nicht nur durch das Einsenden von Texten oder Bildern (schwarzweiß/Graustufen, Farbe ist im Druck zu teuer), sondern auch durch Textarbeit (Betalesen/Lektoratsarbeit). Schreibt uns einfach an, wenn ihr Lust darauf habt. Wichtig für Einsendende: Wir schicken Eure Texte nicht ohne Euer Einverständnis an andere Mitwirkende weiter!
Rechtliches und Vergütung:
Wir werden einen kurzen Vertrag aufsetzen, der uns die Veröffentlichung eures Eigentums (ob Text oder Grafik) erlaubt. Alle Rechte bleiben bei Euch.
Wir haben selbst kein finanzielles Interesse. Im Vordergrund steht für uns, die Texte möglichst zugänglich zu machen. Das bedeutet, dass es auch eher keine Einnahmen geben wird, die wir unter den Beteiligten verteilen können. Wir haben erstmal aber auch erfreulich wenig Ausgaben (Website, Kauf von ISBNS und Belegexemplare für die Nationalbibliotheken bisher). Sollte es Gewinne geben, werden sie unter allen Beteiligten verteilt, die das möchten. Printexemplare könnt ihr zum Druckpreis kaufen.
Textarbeit:
Viele Texte profitieren davon, gemeinschaftlich überarbeitet zu werden. Wir verfolgen dabei vorrangig zwei Ziele: Erstens sollen die Texte marginalisierten Menschen nicht schaden, also z. B. keine schädlichen Tropes beinhalten. Zweitens sollen die Texte das sein, was die urhebende Person sich wünscht. Wir möchten den Überarbeitungsprozess so wenig hierarchisch wie möglich gestalten. Niemand soll das Gefühl haben, sich oder einen Text verbiegen zu müssen. Und die Anthologie soll auch für Menschen offen sein, die nicht oder nicht zuverlässig die Energie für mehrere Überarbeitungsdurchgänge haben.
Windblüten ist kein kommerzielles Projekt und richtet sich explizit nicht nach den Anforderungen des Buchmarkts. Uns geht es darum, gemeinsam etwas Schönes zu gestalten, für und von uns allen.
Einreichung
Texteinreichungen können an ausschreibung@windblueten.de geschickt werden. Wenn ihr über anderem Weg mit uns in Kontakt steht und euch das leichter fällt, ist das aber genauso in Ordnung.